Gottes Ort (20.11.2020)

Freitag, 20. November

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Der Ort: Ester 4, 9-14
Und als Hatach hineinkam und Ester die Worte Mordechais sagte, sprach Ester zu Hatach und gebot ihm, Mordechai zu sagen: Es wissen alle Großen des Königs und das Volk in den Provinzen des Königs, dass jeder, der ungerufen zum König hineingeht in den inneren Hof, Mann oder Frau, nach dem Gesetz sterben muss, es sei denn der König strecke das goldene Zepter ihm entgegen, damit er am Leben bleibe. Ich aber bin nun seit dreißig Tagen nicht gerufen worden, zum König hineinzukommen. Und als Esters Worte Mordechai gesagt wurden, ließ Mordechai Ester antworten: Denke nicht, dass du dein Leben errettest, weil du im Palast des Königs bist, du allein von allen Juden. Denn wenn du zu dieser Zeit schweigen wirst, wird eine Hilfe und Errettung von einem andern Ort her den Juden erstehen. Du aber und deines Vaters Haus, ihr werdet umkommen. Und wer weiß, ob du nicht gerade um dieser Zeit willen zur königlichen Würde gekommen bist?

Ein Impuls
Der Perserkönig plant ein Pogrom gegen die Juden, die im Exil sind. Die Jüdin Ester ist eine der Prinzessinnen am Königshof. Sie soll den König von seinen Plänen abbringen. Das sind die Worte Mordechais, die ihr der Bote Hatach bringt. Das Esterbuch vermeidet es, ausdrücklich von Gott zu reden. Dieses Gottesschweigen begegnet uns auch in dieser Stelle. „Errettung von einem anderen Ort“ – vom Ort Gottes. Aber wo ist Gottes Ort? Die Exilierten haben den sicheren Ort – den Tempel – verloren. Gottes Ort geht mit, ohne dass man ihn auf einen Ort festlegen kann. Es bleibt in der Schwebe. In dieser Schwebe muss Ester eine folgenreiche Entscheidung treffen. Genau diese Entscheidung wird sich als der Ort zeigen, von dem Hilfe und Errettung kommt. Wenn wir „Dein Wille geschehe“ beten, dann hoffen wir auf Hilfe und Rettung von einem anderen Ort und treffen wie Ester eine Entscheidung in der Schwebe, weil der Wille Gottes unbekannt sein kann.

Für hier und jetzt
In der Schwebe beten: Dein Wille geschehe.

Vielleicht ist dir auch ein anderer Gedanke in den Sinn gekommen. Dann verweile dort.

Lebendiger Gott,
In diesen ungewöhnlichen Zeiten,
wo Berührung vermieden
und das Lächeln versteckt wird,
lass uns spüren,
dass Du unser Leben berührst.

Möge Dein Heil und Frieden
uns in Körper, Seele und Geist erneuern.
Halte ein tiefes Lächeln
in unseren Herzen.
(Chris Polhill, Iona prayer circle, Übersetzung: Peter Lincoln)