Sommerzeit – Der Ferienblog

Dienstag, 24. August

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Der Text: „sonnenuntergang“ von Kurt Marti
violett segelt
die sonne

im osten:
schleier

ich weiß
daß ich nichts

ich strandgut
versunkener schiffe

Ein Impuls
Sonnenuntergänge gibt es unzählige in Literatur und Kunst und die Grenze zum Kitsch ist schmal. Kurt Marti hat ein schwebendes Gedicht geschrieben. Da ist von einer segelnden Sonne die Rede, am Ende erscheinen versunkene Schiffe als Strandgut. Ist das die Sonne, die versunken ist und wie die Planken eines untergegangenen Schiffes, die an den Strand gespült werden, leuchten noch einige Strahlen in die Nacht? Wer das Strandgut ist, bleibt offen. Das Ich weiß, dass es nichts, hier bricht der Satz ab, im Innern ergänzt es sich vielleicht beim Lesen: dass ich nichts weiß. Auch das bleibt offen, ein schwebendes Gedicht, wie die Sonne, die über dem Wasser schwebt. Nichts festlegen, einfach in der Schwebe lassen und diesen Zustand auf der Schwelle aushalten und vielleicht sogar genießen, dazu lädt das Gedicht ein.

Der Weg in die Gegenwart
In einem Sonnenuntergang oder -aufgang verweilen.

Vielleicht ist dir auch ein anderer Gedanke in den Sinn gekommen. Dann verweile dort.