Himmelsbriefe 27.8.2018

Audio: Text und Impuls

Der Text
Dankt dem Vater mit Freude! Er hat euch fähig gemacht, Anteil zu haben am Los der Heiligen, die im Licht sind.
13Er hat uns der Macht der Finsternis entrissen und aufgenommen in das Reich seines geliebten Sohnes.
14Durch ihn haben wir die Erlösung, die Vergebung der Sünden.
15Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, /
der Erstgeborene der ganzen Schöpfung.
16Denn in ihm wurde alles erschaffen /
im Himmel und auf Erden, / das Sichtbare und das Unsichtbare, / Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten; / alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen.
17Er ist vor aller Schöpfung, /
in ihm hat alles Bestand.
18Er ist das Haupt des Leibes, /
der Leib aber ist die Kirche. / Er ist der Ursprung, / der Erstgeborene der Toten; / so hat er in allem den Vorrang.
19Denn Gott wollte mit seiner ganzen Fülle in ihm wohnen, /
20um durch ihn alles zu versöhnen. Alles im Himmel und auf Erden wollte er zu Christus führen, /
der Friede gestiftet hat am Kreuz durch sein Blut.
(Kol 12,6-20)

Der Impuls
Anteil am Licht, der Finsternis entrissen. Was mag Paulus damit meinen? Ein Pfeifen im Wald, Vertröstung auf irgendwann? Aber Paulus ist auch sehr ein Realist. Das wird in seinen Briefen deutlich, wenn er ermahnt und lobt, wenn er motiviert und wenn er seine Meinung deutlich sagt. Die konkrete Wirklichkeit übergeht er nicht, die wird nicht weggeträumt, sondern in Verbindung gesetzt. Es gibt nämlich noch eine andere Wirklichkeit, die ihn gepackt hat und nicht mehr loslässt: Das ist Christus Jesus. Zu ihm gehören wir, mit all der Abgründigkeit, Banalität, Schönheit und Einzigartigkeit unseres Lebens. Du bist aufgenommen in sein Reich.

Der Weg in die Gegenwart
Für heute: Verweile bei dem Wort, Satz oder Gedanken aus dem Kolosserhymnus, der dich anspricht.

3 Comments

  1. Ja, Christus Jesus hat Paulus gepackt. Das ist im Philipper-Hymnus zu spüren. Der Kolsser-Hymnus ist jedoch schon abgerutscht in eine andere Linie. Es ist aber nicht nicht nur die Linie, der eigenen Probleme, wie ich gestern kommentierte. Die Probleme, die Paulus mit sich selbst, mit den Gemeinden, an die die Briefe gerichtet waren hatte, sondern es kommt noch hinzu, dass man davon ausgeht, dass viele Paulusbriefe nicht von Paulus selbst verfasst wurden, sondern nur sein Name dafür benutzt wurde, sog. Pseudepigraphie. So auch der Kolosserbrief. Und dies ist deutlich spürbar. Hier beginnt eine Eigendynamik zu entstehen. Man merkt es an der Wortwahl und an Interpretationen, die hier auftauchen.
    Ein interessantes Gegenüber ist für mich das heutige Tagesevangelium, d.h. der gesamte Abschnitt 23 des Mt.

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    1. Ich bemühe mich, die exegetischen Überlegungen im Hintergrund zu halten, um eine je persönliche Begegnung mit dem Text zu ermöglichen. Ob Paulus der Autor des Kolosserbriefes und des Epheserbriefes ist, wird mit Pro und Contra diskutiert. Der jüngste Kommentar von Norbert Baumert (2016) geht von der Autorschaft des Paulus aus. Die wissenschaftliche Diskussion würde aber hier den Rahmen sprengen. Die Praxis, etwas unter anderem Namen zu veröffentlichen, mag manchem heute fremd erscheinen, ist aber eine gängige Praxis in der Antike. Das entwertet ein Schriftstück nicht. Die Gemeinden waren auf der Suche nach der Gestalt ihres Glaubens. Dies spiegelt sich (unter anderem) in den Briefen des neuen Testamentes wider, seien sie nun von Paulus geschrieben oder nicht. Die Bedeutung liegt mehr in dieser Suche und den Antwortversuchen. An diese Suche möchte ich im Blog mit den Hymnen anknüpfen und einladen, auf das eigene Echo zu hören und wie die Gemeinden auf Spurensuche zu gehen. Wenn die Hymnen verschlossen bleiben, dann ist vielleicht ein anderer Text dran. Manchmal kann es aber auch lohnend sein, noch einmal hinzuschauen, was einem bei einem Text so quer liegt.

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  2. Ja, ich werde jeden Tag weiter versuchen, mich aufs neue darauf einzulassen. Die Impulse eröffnen dabei ja auch immer wieder neue Perspektiven. Heute war es das, dass Christus Paulus gepackt hat. Das hat mich nocheinmal zurückgeholt zum Philipperhymnus und mich den Unterschied empfinden lassen. Und da ich immer stark hinterfrage, bin ich in der Bibel wieder auf die Erklärung bzgl. Autoren gestoßen, was mein Empfinden bestätigte.
    Sorry, wenn ich dadurch andere im eigenen Nachspüren irritiert oder beeinflusst habe.

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